Es gibt eine Folge bei den Simpsons, wo sie aufgrund einer Schädlingsbekämpfungsmaßnahme im eigenen Haus eine neue Bleibe in einer Fernsehshow finden, mit den Lebensbedingungen des Jahres 1895.
Anfangs gibts die üblichen Simpsons-Rebereien und natürlich, dass sie mit dem Leben nicht recht klarkommen. Mit der Zeit werden allerdings die Spannungen weniger, das Leben friedlich und anscheinend sehr lebenswert.
Im Zusammenhang mit einem Buch, dass mir ein lieber Freund auslieh, “Die Welt ohne uns” von Alan Weisman, frage ich mich, ob die Zukunft der Menschheit in einer Enttechnisierung liegt.
Zum einen, weil der Planet durch unsere Art zu leben extremen Schaden nimmt, zum anderen aber auch, weil wir uns selbst damit extrem belasten. Theoretisch könnte man damit doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Durch den Abbau von Technik bleibt wieder alles am Menschen hängen. Kleine Aufgaben müssten durch viele Hände erledigt werden. Arbeit für alle also. Und ist nicht das die Grundlage für persönliches Glück? Eine (sinnvolle) Aufgabe zu haben?
Natürlich würde unser Lebensstandard darunter enorm leiden. So viele Dinge, die heute für uns wichtig wären, sind dann unnütz. Wieviel wäre man bereit zu opfern?
Was wäre ich bereit zu geben? Das Opfer, das Internet und damit die globale Vernetzheit unterneinander würde mir wirklich sehr fehlen..
Ginge das denn? Nur einen Teil abzubauen? Wer würde entscheiden, was bliebe und was endgültig weichen müsste? Könnte man sowas demokratisch entscheiden?
Ich persönlich fände eine Welt mit sehr viel weniger Technik trotzdem sehr lebenswert. Die Menschen hier am Ort würden wieder enger zusammenrücken. Ich behaupte einfach mal, dass bei einer solchen engeren Zusammenarbeit und der verbliebenden Technik vielleicht sogar bessere Lösungen gefunden würden. Beispielsweise um Äcker schonend und nachhaltig zu bebauen. Seine Umwelt nicht zu “zerleben”. Vielleicht würde einem, da man ja nun ständig “draußen” und mitten im Dreck ist, eine Möglichkeit einfallen unseren ganzen Müll, den wir so produziert haben, und ich spreche jetzt im Besonderen vom Plastikmüll sinnvoll zu nutzen.
Die ersten Geräte, die mit Plastik gebaut wurden, wurden sehr haltbar gebaut. Mit dem Fokus auf Langlebigkeit. Wir leben heute in einer Wegwerfgesellschaft. Die Stoffe, die wir wegwerfen sind aber trotzdem langlebig. Es gibt derzeit keinen Organismuss der lange Polymerketten abbauen kann. Aber vielleicht gibt es für uns eine Möglichkeit aus dem ganzen Zeug was Neues zu schaffen? Etwas langfristig nutzbares?
Was meint ihr dazu?
Pandoras Büchse ist geöffnet, und niemand wird sie wieder schließen können.
Die Wegwerfgesellschaft ist ein Problem. Ein riesiges Problem. Ewiges Wirtschaftswachstum funktioniert nur, wenn viel und auch sinnlos gekauft wird. Das produziert Müll ohne Ende. Wenn Du das ändern willst, mußt Du Wirtschaftssystem, Politik, und die breite Masse der Leute ändern. Schaff den Unsinn aus den Köpfen, dass man ein glücklicher Gewinner ist, so lange man sich neues Gerümpel kaufen kann.
Die Idee, dass “gut genug” ausreicht, würde helfen. Wie z.B. mein Handy – 10 Jahre alt, mit Telefonfunktion, SMS, Uhr, Wecker und Taschenrechner; und unzerstörbar. Klar, ein iPhone kann mehr – aber brauche ich das wirklich? Nö!
Geräte endlich wieder für eine lange Lebensdauer zu bauen, wartbar zu bauen, und entsprechend auch lange Zeit Ersatzteile vorzuhalten wäre eine tolle Idee. Aber das macht Geräte teuer und ist nicht wirklich gut für den kurzfristigen Umsatz. Unsere Waschmaschine und der mittlerweile nur noch dumm rumstehende Wäschetrockner haben zusammen fast 1500 Euro gekostet, weil sie auf eine Lebensdauer von 20 Jahren und mehr ausgelegt sind. Und ich habe keine Zweifel daran, dass sie so lange halten werden. Denn meine Oma und meine Mutter haben mit ähnlich teuren Maschinen vom selben Hersteller jahrzehnte lang keine Probleme gehabt. Auch nicht damit, Ersatzteile für eine 20 Jahre alte Maschine zu beschaffen. Das billige Gerümpel aus dem Bau- oder Supermarkt hält manchmal überraschend lang, aber wenn dann etwas kaputt geht, ist das Gerät schrottreif. Ersatzteile gibt es nur während der gesetzlichen Gewährleistungsfrist.
Aber “gut genug” hat auch eine Schattenseite: Wenn alles “gut genug” ist, erfindet niemand mehr etwas neues. Selbst wenn, wird die breite Masse es nicht kaufen, weil das alte Zeug ja “gut genug” ist.
“Arbeit für alle”: Fangen wir mal damit an, über Subventionen, Arbeitslöhne und Arbeitsbedingungen nachzudenken.
Es ist mittlerweile BILLIGER, Nordseekrabben tonnenweise auf Eis zu legen und per LKW nach Marokko zu schaffen, um sie dort pulen zu lassen, und sie anschließend zurück zur Nordseeküste zu karren und dort an die Touristen zu verkaufen. Krabbenpulen war lange Zeit in der Gegend eine gängige (Heim-)Arbeit. Reich wurde man damit nicht, aber ein paar DM hat es gebracht. Und ein kräftiges Fisch-Aroma. Wer hat heute noch Bock, für einen Hungerlohn eine stupide Routinearbeit zu machen, um am Ende des Tages selbst nach intensivem Waschen noch nach Fisch zu stinken?
Rinder und Schweine werden quer durch die EU gekarrt, weil Transport und Schlachtbetriebe subventioniert werden. Die örtlichen Schlachter schauen in die Röhre, dafür wird kubikmeterweise Diesel verbrannt. Schafft man den Quatsch ab, werden LKW-Fahrer und die Schlachter in den subventionierten Betrieben arbeitslos.
Schwere körperliche Arbeit, gefährliche Arbeiten und Routinearbeiten wurden in den letzten Jahrzehnten immer mehr durch Maschinen ersetzt. Wer will heute noch mit Spitzhacke und Schaufel im Bergwerk oder mit Hammer und Meißel im Steinbruch arbeiten, für einen Lohn, der gerade eben ausreicht, um die notwendigen Kalorien einzukaufen und ein Dach über dem Kopf zu haben? Und mit der Aussicht, im Alter von 50 oder 60 Jahren ein körperliches Wrack zu sein? Wer will ein paar Hektar Land von Hand bewirtschaften, ohne moderne Landmaschinen, nur mit einem Ochsenpflug? Sagt dir der Begriff “Kartoffelferien” etwas?
Selbst die Idee, regional zu wirtschaften, ist bestenfalls ein Ideal. Was machst Du in einer regionalisierten Wirtschaft, wenn Dir ein Unwetter wortwörtlich die Ernte verhagelt, mit 90% Ernteausfall? Läßt Du die Bevölkerung hungern oder karrst Du Ersatz aus vielen anderen Regionen über große Entfernungen heran? Möchtest Du auf Bananen, Ananas, Kiwis, Orangen verzichten?
Möchtest Du auf die moderne Medizin verzichten? Penicillin wurde 1928 entdeckt. Von den Geräten will ich jetzt gar nicht anfangen.
Ich sehe das Problem genau wie Du. Aber zurück in die Vergangenheit ist keine Lösung. Leider habe ich auch keine einfache Lösung.
Die Amish gelten ja als “ein wenig” rückständig, und scheinen in der Vergangenheit festzuhängen. Es wird behauptet, sie würden bewußt auf Technik verzichten oder sie verdammen. Das stimmt aber nicht. Sie überlegen nur sehr gründlich, ob eine neue Technik für sie nützlich ist. Lies mal http://www.kk.org/thetechnium/archives/2009/02/amish_hackers_a.php
Der ganze religiöse Firlefanz drum herum würde mir gegen den Strich gehen, aber als Mittel zum Zweck, eine Gemeinschaft zu formen, funktioniert es. Trotzdem ist das nicht mein Ideal einer Gesellschaft.
Ich würde das Internet nicht abschaffen, denn globale Kooperation ist damit so leicht wie nie zuvor. Im Gegenteil, ich hätte gerne in jedem Haushalt einen breitbandigen Internet-Zugang. Aufbauend auf dem Internet-Zugang kann man Telefonie und notfalls auch das Fernsehen implementieren, so dass am Ende ein Kommunikationsanschluß genauso selbstverständlich ist wie Strom-, Wasser- und Abwasser-Anschluß.
Diese Überlegungen betreffen natürlich in erster Linie die westliche Industrie- bzw. Post-Industrie-Gesellschaft, sprich: Westeuropa, USA, Kanada, Japan, Australien, Neuseeland, Südafrika und vielleicht noch ein paar mehr Staaten. Vielleicht auch China. Was ist mit dem Rest der Welt? Manche Länder haben noch nicht einmal das Niveau von 1895 in Europa erreicht.
Tux2000
Hallo Tux,
ich hab lange über deine Ausführungen nachgedacht und mir fällt wirklich nicht ein, wie man es wirklich machen könnte.
Du hast Recht, mit dem Herabsteigen (lassen) des Affen vom Baum (gemäß der Evolutionstheorie) hat sich die Natur keinen Gefallen getan. Die Büchse der Pandora ist offen, und wer mag sie zu schließen?
In der Tat, müsste ein breites Umdenken in der Masse der Menschheit stattfinden. Demokratisch ist es nicht zu lösen, weil jeder seine Prioritäten anders sieht und auf andere Dinge nicht und auf keinen Fall verzichten kann.
Das Streben nach Weiterentwicklung ist ein hohes Gut, dass wir wirklich vermutlich, durch den Schritt in die Vergangenheit verlieren würden. Uns damit quasi selbst degenerieren. Aber warum kann dieses Streben nicht danach gehen, schonende Verfahren für alles zu entwickeln? Warum nur quick&dirty?