In a mens world

Auf petapixel gibt es gerade eine Fotoserie einer Fotografin, die sich mit dem Thema “Wie sich frau in einer von Männer dominierten Welt fühlt” auseinandersetzt.
“Photographer Captures What Male Entitlement Feels Like to Women Who Experience It”

Vorab sei gesagt, dass mir bewusst ist, dass es Männer in “typischen Frauenberufen” auch sehr schwer haben können und ganz sicher auch mit Entwertung zu kämpfen haben. Im nachfolgenden will ich mich aber zunächst nur mit “meiner” Seite auseinandersetzen.

Beim Betrachten der Bilder fällt der Holzhammer auf, der jeweils geschwungen wird. Die Protagonistin wird in jedem Bild begrabscht oder gar angegriffen.
Eins ist dabei unfreiwillig komisch: Sie sitzt an ihrem Computerarbeitsplatz und wird von hinten begrabscht -> der Widerstreit zwischen Ruhe (Pose, Gesichtsausdruck) und die Hektik des Grabschens.
In einem anderen Bild wird sie beim Spiegelei braten gewürgt. Wobei sich mir an der Stelle die Symbolik nicht gleich erschließt, denn offensichtlich ist sie zu Hause.

Wie dem auch sei, die Serie reduziert die Frau wirklich nur auf das sexuelle Objekt. Doch meiner Meinung nach ist das zu plakativ. Es gibt mehr Formen der Abwertung und in einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema hätte dies durchaus Beachtung finden können.

In meinem Beruf als Softwareenticklerin bin ich vorranig von Männern umgeben und ich bin glücklich sagen zu können, dass es nur ganz ganz wenige Situationen gibt, in denen ich mich nicht als Mensch unter Menschen fühle, sondern als Frau unter Männern.
Zwei solcher Situationen möchte ich hier mal schildern. Dazu sei gesagt, dass ich Teil einer sehr großen Firma bin; an meinem Standort gibt eigentlich nur das Gefühl eines Menschen unter Menschen.

In der ersten Situation trafen sich mehrere Kollegen unterschiedlicher Abteilungen, die in einem größeren Projekt zusammenarbeiteten. Ich war die einzige Frau in der Runde, ca. 1/3 der Anwesenden waren meine direkten Kollegen. Nach einer Weile fiel mir auf, dass ich nicht eine Bewegung in diesem doch eher zähen Meeting machen konnte, ohne sofort 2/3 der Augen auf mir zu haben. Das war keine Situation irgendeiner sexuellen Aufgeladenheit, sondern ich war einfach das Einhorn. Sehr ungewohnt und unangenehm.

In der nächsten Situation war ich auf einer Schulung. Auch diesmal war ich neben der Schulungsleiterin wieder die einzige Frau; dazu grad dreißig. Die männlichen Teilnehmer waren im wesentlichen im besten Alter, dazu mit einiger Präsenz und Selbstbewusstsein. Die ganze Zeit über fühlte ich mich wie das kleine Mädchen, das versucht am Erwachsenentisch mitzumischen.
Das interessante an der Situation ist eigentlich, da es mir tatsächlich wie ein Generationskonflikt vorkam. Der typische Manager oder der althergebrachte Geschäftsmann hat in seiner Klischeerolle eine ganz eigene Art. Eine Generation, in der Frauen und Männer in fast jeder Sitation ganz klar als solche wahrgenommen werden und daher auch ständig gegen die damit einhergehende Stigmatisierung kämpfen müssen. Eine Versammlung von Fossilen möchte ich heute sagen, denn die Gesellschaft hat sich in meinen Augen schon gewandelt. Zumindest in meiner Filterbubble.
Mit einigen dieser Leute habe ich auch heute noch zu tun und es fällt mir auf wie ein bunter Stein inmitten gleichfarbiger Fliesen; denn es kommt öfter vor, dass Themen (unbewusst) zu Mann/Frau-Themen gemacht werden, obwohl ich das so gar nicht auf dem Schirm gehabt hätte.
Damals hat mich das echt gefuchst, denn da fehlte so komplett die Augenhöhe auf der ich meistens operiere und die in diesem Moment auch hätte herrschen müssen. Heute finde ich das eher spannend (zumindest in seiner abgeschwächten Form).

In beiden Situationen fühlte ich mich aufgrund meines Geschlechts anders behandelt.
Fallen euch noch weitere nicht-sexuelle Beispiele solcher Abwertungen ein?

9 Comments

  1. says:

    Einfallen tut mir da grad nichts. Finde nur die Bilder etwas komisch. Wir du ja schon geschrieben hast, in jedem Bild wird eine Frau begrabscht. Als ob jede Frau in einem Job ein Vergewaltigungsopfer ist…

  2. Frauen werden sowieso viel zu oft als Sexobjekte missbraucht meines Erachtens nach. Und das auch noch überall. Ob in der Öffentlichkeit, in Werbungen, in Filmen, oder oder oder. Eigentlich wirklich traurig und es entwickelt sich immer weiter in die Richtung.

  3. says:

    😮 Ja die Fotos sind reichlich seltsam da die Frau hier als hilfloses Opfer sexueller Übergriffe dargestellt wird obwohl ich den Titel der Serie durchaus interessant finde.
    Ich arbeite auch als Frau in einem Männer dominierten Beruf und teile da eher deine Erfahrungen.
    Bisher fühlte ich mich eher in Privatgesprächen unwohl da meine Kollegen die gute alte heile Welt praktizieren (er arbeitet sie kümmert sich vorrangig um die Kinder) und ich im gebärfähigen Alter bin. Mir kommt es manchmal vor es würde die unausgesprochene Frage im Raum stehen wann ich deswegen jahrelang ausfallen werde. Oder der Klassiker KO-Themen wie Bundeswehr.
    Bisweilen fehlen mir auch weibliche Vorbilder, wie verhält oder kleidet man sich als Frau in der Berufswelt angemessen. Da fühlt man sich wirklich manchmal wie das von dir angesprochene Einhorn.

  4. trekkerfahrer says:

    Mal ganz ehrlich,

    gibt es wirklich jemanden, den dein dummes Geschwafel tatsächlich interessiert?

  5. @trekkerfahrer uuuh ein bissiger Kommentar.
    Scheint dich ja soweit interessiert zu haben, dass du auf meiner tatsächlich irrelavanten Seite einen Kommentar hinterlassen hast 😉

  6. @Susi Diese typischen Heile-Welt-Geschichten kriege ich hier im Norden zum Glück eher weniger vorgehalten. Aber gerade vorletzte Woche war es mal wieder soweit und es hat mich lange beschäftigt. Der Durchschnittsbürger vergisst schnell, dass es mehr als ein Familien- und Selbstverwirklichungsmodell gibt.
    Meine Nicht-geworden-Schwiegermutter fragte mich letztens, ob es mich denn gar nicht stört, dass jedermanns Standardfrage ist, wie ich denn mein Leben mit Kind und alleinerziehend handhabe.
    Da hat sie Recht, man ist eigentlich sofort in der Rechtfertigung; auch wenn nicht jedes Mal ein böser Gedanke hintersteckt.

    Die Kleiderfrage teile ich. Ich glaube besonders hübsche und kluge Frauen haben es da schnell schwer den richtigen Grad zu finden; womit sie weder abgestempelt, noch als Bedrohung wahrgenommen werden. Wobei das grad auf mich eher nicht zutrifft ^^*

  7. Dennis says:

    Wobei sich das aber auch schon gebessert hat. In der IT Branche gibt es immer mehr Frauen und es wird auch immer mehr in Zukunft geben. Ich sehe da eine positive Entwicklung.

  8. Nico Holzhammer says:

    Frauen werden meiner Meinung nach schon längst nicht mehr von uns dominiert. In vielen Fällen ist es sogar umgekehrt *lach*

  9. Marco says:

    Ich sehe da in meinem Umfeld eigentlich auch eine positive Entwicklung. Ich habe nicht das Gefühl dass irgendjemand sei es weiblich oder männlicher Mitarbeiter dominiert wird. Das ist natürlich in jeder Firma anders.

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